Während der Einlaufphase hat man ja reichlich Zeit, sich Gedanken über den späteren Besatz zu machen, also welche Fische in das Aquarium einziehen sollen. Für mich gehört dies zu den spannendsten Aufgaben der Aquaristik.
Dabei kann man sich an den folgenden Fragen orientieren: wie schwierig/einfach sind die Fische zu halten, passen sie zur Größe des Aquariums, kommen sie mit meinen Wasserwerten zurecht und kann ich den Bedürfnissen der Fische gerecht werden?
Ein Fisch, der falsche Haltungsbedingungen vorfindet und sich damit auf Dauer nicht wohlfühlt, wird im Extremfall früher oder später krank werden oder sich permanent verstecken und verkümmern. Daher sollte die Auswahl des Besatzes gut überlegt werden.
Die Wasserwerte im Aquarium sind sehr wichtig, damit das System stabil ist und es den Bewohnern gut geht.
Der Gesamthärtegrad GH von Wasser gibt an, wie hoch der Gehalt von gelösten Salzen (z. B. Kalzium und Magnesium) im Wasser ist. Hartes Wasser hat man häufig dann, wenn das lokale Wasserwerk Grundwasser verwendet. Weiches Wasser kommt meist aus Oberflächenwasser (z. B. Talsperre). Viele Fische - vor allem Wildfänge - bevorzugen weiches Wasser (z. B. L-Welse, Prachtschmerlen), wie es in ihrer Heimat vorkommt..
Ein weiterer wichtiger Wert ist der Säuregehalt (pH-Wert) des Wassers. Wenn das Wasser aus der Leitung kommt, ist er in Deutschland üblicherweise auf "neutral bis leicht alkalisch" (7 - 7,5) eingestellt. Für die meisten Fische ist das akzeptabel. Bei gezielter Zucht kann man besonders weiches Wasser benötigen, aber im Allgemeinen sollte der pH-Wert kontant bleiben, damit die Fische nicht unter Stress geraten.
Die Karbonathärte KH gibt den Gehalt an Hydrogenkarbonat an. Das ist das, was dafür sorgt, dass ein Wasserkocher verkalkt. Andererseits sorgt Hydrogenkarbonat im Aquarium dafür, dass der pH-Wert stabil bleibt.
Wie andere Lebewesen auch, atmen Fische Kohlendioxid CO2 aus, der von den Pflanzen tagsüber in Sauerstoff umgewandelt wird. Nachts kehrt sich der Prozess um: die Pflanzen produzieren Kohlendioxid. Wichtig ist auch der Sauerstoffgehalt - ohne ihn überleben weder Fische, noch Pflanzen oder Bakterien.
Zwischen den verschiedenen Werten gibt es Abhängigkeiten, d. h. Karbonathärte, Kohlensäure und pH-Wert beeinflussen sich gegenseitig. Will man die Pflanzen mit Kohlendioxid düngen oder Wasser für die Zucht von Weichwasserfischen aufbereiten, sollte man das wissen: sehr weiches Wasser ohne Karbonathärte kann selbst durch geringe Mengen von Kohlendioxid im pH-Wert abstürzen. So etwas überleben die Fische nicht.
Was bedeutet dies für die Praxis? Wenn man weiches bis mittelhartes Wasser mit neutralem pH-Wert hat, passt das eigentlich für die meisten Aquarienbewohner. Zusätzlichen Sauerstoff kann man durch Wasserbewegung (Filterauslauf auf die Oberfläche richten) oder einen Sprudelstein erreichen. Eine leichte Ansäuerung bekommt man durch Laub oder Holz im Wasser. Bestimmte Steine wie Marmor erhöhen die Wasserhärte. Bereitet man das Wasser auf, dürfen sich die Werte nach dem Wasserwechsel nicht wesentlich von denen vor dem Wasserwechsel unterscheiden. Hier sollte regelmäßig gemessen werden.
Die meisten Aquarien sind Gesellschaftsbecken. Dies bedeutet, dass unterschiedliche Fischarten zusammen gehalten werden. Das geht, wenn die Fische ähnliche Ansprüche an die Wasserqualität und Temperatur haben. Der Aquarianer / die Aquarianerin sucht sich dann einfach die Fische aus, die ihm / ihr gefallen.
Bei einem Biotop-Aquarium steht der natürliche Lebensraum der Fische im Vordergrund und es werden nur Arten zusammengesetzt, die auch in der Natur so zusammen vorkommen könnten.
Ein Artaquarium ist eher etwas für Spezialisten. Hier wird nur eine Fischart im Becken gehalten. Manchmal, um die Fische zu studieren, denn sie verhalten sich im Gesellschaftsbecken im Allgemeinen doch anders als "unter sich" oder weil die Fische beispielsweise aggresiv zu anderen Arten sind und ihre Mitbewohner fressen würden oder um zu züchten. In einem Gesellschaftsbecken ist eine gezielte Zucht nicht möglich, der Nachwuchs würde gefressen werden. Eine Ausnahme bilden hier die Lebendgebärenden, die sehr viele Junge zur Welt bringen, so dass immer ein Teil überleben wird.
Beim Aquascaping steht die Gestaltung einer Aquariumlandschaft im Vordergrund, es wird quasi ein Unterwassergarten mit Steinen, Wurzeln und Pflanzen angelegt, in dem Fische nur eine Nebenrolle spielen.
Häufig liest oder hört man "diese Fische sind empfindlich / nicht empfindlich". Gemeint ist damit: wenn sich die Umweltbedingungen ändern, sterben die Fische nicht sofort, sie verzeihen Pflegefehler also leichter und stellen keine besonderen Anforderungen an ihr Futter. Wenn ein Fisch als robust beschrieben wird, heißt das aber nicht, dass man die Pflege des Aquariums vernachlässigen darf! Ein anspruchsvoller Fisch hingegen ist anfällig gegenüber Stress (wird schneller krank, wenn er sich unwohl fühlt) oder Infektionen durch Bakterien und Parasiten. Ein Anfänger kann einen Krankheitsbefall jedoch häufig nicht rechtzeitig erkennen oder einschätzen, was passiert ist. Ob ein Fisch ein einfacher Pflegling ist, erfährt man aus Fachbüchern, Fischdatenbanken oder Internetforen und auch ich habe einige Informationen zusammengestellt.
Die Mindestgröße für Aquarien, um überhaupt Fische halten zu können, liegt bei 60 cm Kantenlänge. Dies ist in Deutschland gesetzlich so geregelt. In kleineren Becken können höchstens Schnecken oder Garnelen gehalten werden. Es sollte auch klar sein, dass man in ein 60 cm-Becken keinen Skalar oder Diskus setzen kann. Jeder Fisch braucht Bewegung und eine Richtlinie ist: Kantenlänge Aquarium < 11 x maximale Fischlänge. Bei einem 60 cm-Becken wären das also Fische bis 5 cm. Ausnahmen sind möglich, z. B. brauchen die quirligen Dornaugen nicht unbedingt ein Becken ab 100 cm. Die bis zu 4 cm langen Rote vom Rio hingegen haben sich im 60 cm-Becken bei mir nicht wohlgefühlt und ständig gestritten. Wahrscheinlich hatte ich zuviele Männchen, die ihr Revier abstecken wollten. Auf die Fischlänge alleine kann man sich also nicht verlassen.
Damit die Fische sich wohlfühlen, sollte man auf die Lebensweise und das Temperament der Tiere achten. Hierbei unterscheidet man:
Hiermit ist die Gesamtanzahl der Fische im Aquarium gemeint. Oft liest man als Faustformel: 1 cm Fisch pro Liter Wasser oder 1 cm Fisch pro 1 cm Kantenlänge. Dies ist aber nur eine grobe Richtlinie.
In Wirklichkeit hängt die Besatzdichte von mehrern Faktoren ab:
Um eine Richtschnur zu geben, gehe ich mal von einem 60 Liter Aquarium aus. Nach der Formel könnten hier 12 Fische mit bis zu 5 cm Länge im mittleren Beckenbereich gehalten werden. Dazu könnten noch ein paar Bodenbewohner, z. B. 6-8 Zwergpanzerwelse, Otocinclus oder ein kleiner Harnischwels kommen.
Auch wenn es Anfänger nicht gerne hören - und ich war da keine Ausnahme - weniger ist mehr! Das Aquarium läuft besser und ist pflegeleichter, wenn die Besatzdichte nicht ausgereizt wird.
Und zum Schluss sollte man auch bedenken, dass nicht alle Arten einfach so zusammengesetzt werden können. Barsche beispielsweise werden kleinere Beifische auffressen. Daher sollte man sich gut überlegen, ob man Neons zu Skalaren setzen möchte. In ungünstigsten Fall füttert man die Fische mit sehr teurem Futter.