Fischologie
der Aquaristikblog

Ein Aquarium neu einrichten

Du möchtest also eine eigene Unterwasserwelt haben? Dann solltest du dir zunächst einmal Gedanken machen, welche Art von Aquarium du haben möchtest: Süsswasser oder Meerwasser. Ich bin Süsswasseraquarianerin und lehne für mich persönlich Meerwasser ab - es ist technisch aufwändiger, aber vor allem aus Tierschutzgründen: die Tiere sind zu 99% Wildfänge und nur ein sehr kleiner Teil landet überhaupt bei uns im Fachhandel. Der Rest verstirbt beim Fangen, wird als minderwertig aussortiert oder überlebt den Transport nicht. Teilweise ist das natürlich auch im Süßwasserbereich ein Problem, aber hier besteht viel mehr die Möglichkeit, die Tiere nachzuzüchten, was ja auch vielfach passiert. Die Aufzucht der Jungtiere im Süsswasserbereich ist um einiges einfacher. Ich werde hier also nur die Einrichtung von Süsswasseraquarien beschreiben und richte mich dabei insbesondere an Aquarium-Neulinge.

Aquarium aussuchen

Für einen Einsteiger in die Aquaristik würde ich ein Aquarium-Komplettset mit 80 oder 100 cm empfehlen, weil

  • man hier eine größere Auswahl von Fischen hat, die man gut halten kann
  • größere Becken einfacher zu pflegen sind und das Wasser stabiler ist, bei geringerem Pflegeaufwand. Bei meinen 80 cm-Becken muss ich wöchentlich Wasser wechseln und den Filter reinigen, beim 150 cm-Becken reinige ich den Filter nur alle sechs Wochen, der Wasserwechsel erfolgt etwa alle drei Wochen. Aber da die Wasserwechsel und auch die Filterreinigung bei kleinen Aquarien weniger Zeit in Anspruch nehmen, ist der Arbeitsaufwand vielleicht gar nicht so unterschiedlich.
  • in einem Komplettset bereits die Beleuchtung (heutzutage sollte es schon die sparsame LED-Variante sein), der Filter (bei kleineren Becken reicht ein Innenfilter völlig aus) und der passende Heizstab dabei sind

Ein kleineres Becken mit 60 cm sollte man nur nehmen, wenn es nicht anders geht (klein Platz, nur zur Zucht, eingeschränkte persönliche Möglichkeiten...). Bei den meisten Leuten, die sich so ein Becken anschaffen läuft es so: entweder, sie verlieren die Lust, weil das Aquarium nicht so recht "läuft", also keine stabilen Wasserwerte hat und es zu vermehrter Algenbildung kommt, oder sie wollen nach kurzer Zeit ein größeres Becken haben um mehr und größere Fische unterbringen zu können. Ich würde immer das größte Becken nehmen, für das das Budget und der Platz ausreicht.

Standort wählen

Ein Aquarium kann ganz schön schwer werden, selbst ein kleines. Das Volumen gibt uns einen Anhaltspunkt: 60 Liter = 60 Kg, 120 Liter = 120 Kg oder 375 Liter = 375 Kg. Dazu kommt das Gewicht des Aquariums selbst - je größer, desto dicker sind die Scheiben und umso schwerer wird das Becken. Auch den Bodengrund wiegt ziemlich: bei meinem 375 Liter-Becken mit 150 cm x 50 cm habe ich etwa 50 kg gebraucht. Um das abzuschätzen, kann man Bodengrundrechner verwenden. Dazu kommt noch die Deko aus Steinen und Wurzeln. Der Unterschrank muss also tragfähig sein. Für kleinere Becken von 60 cm kann man noch eine Kommode aus dem Möbelmarkt verwenden (bitte kein Regal!), für größere Becken sollte man aber auf dafür ausgerichtete Aquarienmöbel zurückgreifen, die auch in gewissem Maße wasserfest sind - oder einen Tischler beauftragen.

Und auch wenn es banal klingt: auch der Boden des Zimmers muss tragfähig sein, also aufgepasst bei Altbauten mit Holzboden. Und ein weiterer kleiner Tipp: beim Wasserwechsel schwappt auch schon mal etwas daneben. Der Boden sollte daher nicht gerade Parkett oder Laminat sein.

Oft wird gesagt, dass ein Aquarium nicht den ganzen Tag in der Sonne stehen soll und ich frage mich, wie man so einen Standort überhaupt finden kann, schließlich wandert die Sonne ja im Laufe des Tages. Ich habe ein Aquarium so aufgestellt, dass es morgens etwa eine Stunde Sonne abbekommt, je nach Jahreszeit. Vermehrtes Algenwachstum konnte ich bisher nicht feststellen (meist wird dies sowieso durch zuviel Futter verursacht) und aufheizen kann die Sonne das Becken auch nicht. Ich würde mir also über die Sonneneinstrahlung nicht allzuviel Sorgen machen und im Zweifel hilft eine Jalousie.

In der Nähe wird ein Stromanschluss gebraucht für Heizung, Filter, Licht, Sprudelstein usw.

Die Inneneinrichtung

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du es geschafft hast, den Unterschrank zusammenzubauen, das Becken auszurichten und eine Mehrfachsteckdose zu verlegen. Du kannst also mit der Inneneinrichtung starten. Zunächst würde ich das Becken mit einem feuchten Tuch auswischen und so von Restschmutz befreien.

Bodengrund einfüllen

Bitte keinen Sand oder Kies aus dem Baubedarf verwenden, denn der ist scharfkantig. Ansonsten würde ich für Anfänger Naturkies mittlerer Stärke empfehlen, den gibt es in jedem Fachgeschäft und muss auch nicht besonders teuer sein. Ich würde niemals mit Kunststoff ummantelten Kies kaufen, es gibt schon genug Mikroplastik im Wasser und Lösungsmittel möchte ich auch nicht haben. Panzerwelse oder Prachtschmerlen freuen sich über eine Ecke mit Sand zum Gründeln, auch Dornaugen oder einige Welse graben sich gerne ein und schätzen daher feineren Kies oder groben Sand.

In meinem ersten Becken habe ich speziellen Soil verwendet, der das Pflanzenwachstum fördern soll, habe aber gegenüber späteren Becken keinen großen Vorteil feststellen können. Außerdem verteile ich gerne noch einige kleinere und größere Kieselsteinchen, das sieht natürlicher aus als ein Bodengrund mit gleich großen Kiessteinchen. Wenn der Bodengrund aus feinem Sand besteht, bildeten sich bei mir schon mal Faulgase, es riecht dann intensiv nach Kläranlage. In diesem Fall muss man häufiger den Bodengrund reinigen.

Damit die Wurzeln gut Halt finden, braucht man einen 5-7 cm hohen Bodengrund. Bei Aufsitzerpflanzen reicht auch weniger. Manche Aquarianer lassen den Bodengrund nach hinten höher ansteigen, das hält auf Dauer ohne Befestigung aber nicht. Bodengrund sollte vor der Verwendung durchgewaschen werden, sonst kann es zu länger anhaltenden Wassertrübungen kommen.

Die Beleuchtung anschließen

Bei einem Komplettangebot ist die Beleuchtung bereits in den Aquariumdeckel integiert, für einen Anfänger würde ich das auch empfehlen. Wenn es dann mehr sein soll: es gibt von verschiedenen Herstellern LED-Leuchten, die steuerbar sind und beispielsweise Verschattung durch Wolken simulieren können. Das sieht hübsch aus, gefällt den (zumindest meinen) Fischen und der Aquarianer hat etwas zum Spielen. Manchmal benötigt man noch eine Schaltuhr, sofern sie nicht bereits integriert ist. Das Licht sollte pro Tag 9 - 11 Stunden eingeschaltet sein.

Die Technik installieren

Bei einem Aquariumset sind der passende Heizstab und ein Filter schon dabei, sie werden nach dem Einfüllen des Bodengrunds platziert. Wenn ich einen neuen Filter aussuche, gehe ich so vor: bei kleineren Becken (bis 200 Liter) wähle ich einen Innenfilter, der ruhig etwas überdimensioniert sein darf. Für mich muss er leise sein, besonders, wenn das Aquarium im Schlafzimmer steht und wenig Strom brauchen. Ob er haltbar ist, zeigt sich erst im Laufe der Zeit. Ich bin aber mit den Eheim-Filtern Aquaball und Biopower seit Jahren sehr zufrieden.

Nachdem ihr die Technik installiert habt, schaltet ihr den Strom aber erst ein, wenn Wasser im Becken ist, die Geräte könnten sonst kaputtgehen.

Die Deko arrangieren

Flugzeugträger, Piratenschiffe, eine künstliche Ananas oder Totenköpfe - wem's gefällt... Ich beschränke mich auf das, was den Fischen als Rückzugsort und Futterquelle nützt: Welshöhlen, natürliche Wurzeln, natürliche und künstliche Steine auf denen sich im Laufe der Zeit Algen und Aufwuchs bilden.

Etwas Wasser einfüllen

Jetzt wird soviel Wasser eingefüllt, bis es etwa 10 cm hoch steht. Damit der Bodengrund nicht aufgewirbelt wird: langsam eingießen und den Strahl auf die Deko richten oder über einen Teller laufen lassen. Eine Gießkanne ist hierbei sehr hilfreich.

Die Pflanzen einsetzen

Nun kann man die Pflanzen einsetzen: großwerdende nach hinten, kleinbleibende nach vorne oder an die Seite. Etwa die Hälfte der Bodenfläche sollte bepflanzt sein. Wenn man keine Pflanzen einsetzen möchte, muss man das bei der Häufigkeit der Wasserwechsel berücksichtigen.

Das restliche Wasser einfüllen und Technik in Betrieb nehmen

Noch einmal die Deko ausrichten, dann das Aquarium vollständig auffüllen. Dann den Strom einschalten und das Werk bewundern. Meist sieht man jetzt erst mal - nicht oder sehr, sehr viele Luftblasen die beim Einfüllen des Wassers entstehen. Wenn man vergessen hat, den Bodengrund zu waschen, kann es auch recht trüb sein. Keine Angst und einfach nur abwarten, nach ein paar Tagen hat sich das gelegt.

Das Aquarium einfahren

Jetzt muss man sich ein paar Wochen gedulden, bis sich im Aquarium ein biologisches Gleichgewicht entwickelt hat und die Wasserwerte stabil sind.

In jedem Aquarium bilden sich Schadstoffe durch den Fischkot und unverzehrtes Futter. Diese Schadstoffe sind tödlich für Fische, aber glücklicherweise wird ein Teil durch bestimmte Bakterien abgebaut. Ein anderer Teil wird beim Wasserwechsel beseitigt und ein weiterer Teil dient den Pflanzen als Dünger. In einem neuen Aquarium müssen sich diese Bakterien aber erst einmal bilden und das dauert einige Zeit.

Im Allgemeinen beträgt die Einlaufphase drei bis vier Wochen. Das Aquarium wird normal betrieben, d. h. Filter, Heizung und Licht laufen wie später auch, aber ohne Fische. Während der Einlaufphase sollte regelmäßig der Nitritwert NO2 gemessen werden. Hierfür gibt es Wassertests im Handel.

Misst man täglich, wird man feststellen, dass der Nitritwert zunächst sehr niedrig ist. Nach ca. zwei Wochen wird er sehr stark ansteigen und dann wieder absinken. Die Einlaufphase ist beendet, wenn der Nitritwert wieder niedrig ist. Dies bedeutet, Nitrit sollte möglichst nicht nachweisbar sein, aber höchstens 0,3 mg/L Wasser betragen. Es gibt Fische, die empfindlicher auf Nitrit reagieren als andere, sodass man nicht wirklich einen allgemein gültigen Wert angeben kann. Aber generell gilt: je niedriger, desto besser.

Es gibt Bakterienstarter zu kaufen, mit denen die Einlaufphase evtl. verkürzt werden kann. Falls man schon ein anderes Aquarium hat, kann man den neuen Filter mit Filtermaterial aus dem alten Becken animpfen. Aber letztendlich muss man abwarten und Werte messen, bis dass das Aquarium ein gutes Zuhause für seine neuen Bewohner ist. Aber in dieser Zeit kann du dich ja schon einmal über die zukünftigen Bewohner informieren.

Zubehör besorgen

Nicht alles, was der Handel so anbietet, braucht man wirklich. Notwendig sind aber:

  • ein Fangnetz der passenden Größe - ein kleineres für kleine Becken, ein größeres für große Becken.
  • Ein Schlauch mit passendem Durchmesser und mindestens einen Eimer oder eine Gießkanne für den Wasserwechsel. Aus hygienischen Gründen - und weil ich mehrere Becken habe - verwende ich für das Frischwasser immer andere Gefäße, als für das Altwasser.
  • Sinnvoll - zumindest nach einiger Zeit - ist auch ein Bodengrundreiniger. Ich habe mehrere ausprobiert und bei mir hat sich letzendlich das einfache Modell von Sera sehr bewährt, es scheint ein sehr gutes Verhältnis von Querschnitt und Länge zu haben - jedenfalls geht die Reinigung sehr einfach. Nur den mitgelieferten Schlauch habe ich durch einen längeren ersetzt.
  • ein Thermometer